Was passiert mit der Landwirtschaft?
Das Ostfeld hat besondere Bedeutung für Landwirtschaft und Nahversorgung
Der Bestand der landwirtschaftlichen Flächen in Wiesbaden ist seit Jahren rückläufig:
Allein von 2017 bis Ende 2022 gingen insgesamt mehr als 100 Hektar landwirtschaftliche Fläche verloren:
Nun stehen nochmal ca. 100 Hektar landwirtschaftliche Fläche im Ostfeld zur Debatte.
Ersatzflächen konnte die Stadt den betroffenen Landwirten bislang offenbar nicht anbieten oder konkret benennen. Auf Wiesbadener Gebiet scheint dies auch kaum möglich angesichts der begrenzten Anbauflächen.
Böden als CO2-Speicher
Die für Landwirtschaft genutzten Flächen im Ostfeld haben zudem einen enormen Wert für unser Klima. Sie produzieren Kaltluft und spielen eine gewichtige Rolle bei der Bindung von CO2. Ein Weizenbestand speichert ca. 8 Tonnen, Raps ca. 5 Tonnen je Hektar CO2 mehr als durch den Anbau freigesetzt werden.
Studie bescheinigt ausreichend Wohnbaupotenzial ohne Flächenfraß
Dabei brauchen wir den Boden in Deutschland überhaupt nicht, um Wohnraum für alle zu schaffen:
Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Bauland- und Innenentwicklungspotenziale in deutschen Städten und Gemeinden“ des Bundesamts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR).
Der Studienleiter Dr. Fabian Dosch sagt dazu in einem SWR-Interview:
„Die Kernbotschaft lautet: Wir haben genügend Bauland in Deutschland, um auch einem forcierten Wohnungsneubau genügend Flächen zur Verfügung zu stellen im Siedlungsbestand, also im Innenbereich, ohne dass man nach außen neue Fläche auf der grünen Wiese in Anspruch nehmen muss."
Die Studie des BBSR errechnet mindestens rund 99.000 Hektar Gesamt-Baulandpotenzial für Deutschland. Auf dem davon für Wohnen vorgesehenen Flächenanteil ließen sich theoretisch und konservativ berechnet zwischen knapp 900.000 und gut 2 Millionen Wohneinheiten realisieren. Dem stehe auf Grundlage von Berechnungen des Wohnungsbedarfsmodells des Instituts der deutschen Wirtschaft bis zum Jahr 2025 ein angenommener Wohnraum-Bedarf von rund 1,5 Millionen Wohneinheiten gegenüber. Zusätzlich könne das Wohnungsbaupotenzial je nach Annahmen (z.B. Baudichte etc.) theoretisch auf mehr als 4 Millionen Wohneinheiten steigen – ohne Beanspruchung von Ackerland.
Vom Wert des Bodens
Auch Raumforscher Prof. Stefan Siedentop von der TU Dortmund äußerte sich in der SWR-Reportage klar zum Wert des Bodens. Siedentop hat den Flächenfraß in Deutschland erforscht und berät Behörden und Ministerien. Er sagt:
Ohne Boden
keine Nahrungsmittel,
keine Grundwasserneubildung,
keine Kühlungsleistung durch die Vegetation, die darauf steht,
keine Tiere und Pflanzen, die Lebensräume benötigen.
Insofern sei Boden etwas „ganz Essenzielles“ und das hätten ganz viele Menschen und Teile der Politik noch nicht verstanden.