Was ist mit dem Artenschutz?

Wilma will's wissen. Wiesbaden will's wissen. Mehr Wiesbaden wagen. Auch beim Artenschutz am Ostfeld.  Was ist mit dem Artenschutz?
„…Das Artensterben betrifft uns alle! Es macht mich echt traurig, dass viele das Thema nicht ernst nehmen…“

Warum ist die Artenvielfalt so wichtig?

Das Artensterben, also der unwiederbringliche Verlust ganzer Arten (die sind dann ausgestorben, weg für immer), ist eine der größten Krisen unserer Zeit. Weltweit. Nicht nur im Regenwald oder in Afrika auch bei uns vor der Haustür. Eine Million Arten könnte in den nächsten Jahrzehnten für immer von der Bildfläche verschwinden.

Ist „Flächenverbrauch“ ein Problem?

Ja! Flächenverbrauch heißt, kurz zusammengefasst: Der Mensch nimmt Land und nutzt es so, dass es der Natur nicht oder nur noch eingeschränkt zur Verfügung steht. Meistens passiert das durch Versiegelung. Eine Fläche war vorher eine Wiese, ein Acker oder ein Wald. Jetzt steht dort ein Gebäude oder eine Straße. Es ist klar, dass der Lebensraum für Tiere und Pflanzen dadurch kleiner wird.

Wie und vor allem warum betrifft uns das?

Wir Menschen tragen leider dazu bei, dass das Artensterben in Gang gesetzt wurde. Wir dringen immer weiter in die Lebensräume von Tieren und Pflanzen ein (Stichwort: Flächenverbrauch), wodurch diese vertrieben werden oder keine Nahrung mehr finden.

Allein in Deutschland verschwinden 55 Hektar pro Tag. Das sind 77 Fußballfelder.

Quelle: Umweltbundesamt

Wir müssen die Lebensräume von Tieren und Pflanzen schützen. Denn eine intakte Umwelt und eine lebendige Natur sind unsere Lebensgrundlage!

Artenschutz, auch am Ostfeld, dient also nicht nur der Natur, sondern auch uns Menschen. So einfach ist das.

Und jetzt zum Ostfeld – wie sieht es dort aus?

Das Gebiet „Ostfeld/Kalkofen“ umfasst viele wertvolle Bereiche und Biotope und ist das Zuhause für viele Arten. Diese sind zum Teil sogar streng geschützt.

Die Bereiche sind:

  1. Der ehemalige Steinbruch Kalkofen
  2. Das Wäschbachtal
  3. Der Bereich entlang „unterem“ und „oberem“ Zwerchweg mit dem Cyperus Park, Tierpark, Hesslerhof, Gärten, Feldgehölze, Extensiv- und Intensivgrünland
  4. Auch weitere Randbereiche und natürlich die landwirtschaftlich genutzten Flächen bieten Nahrungsgrundlage besonders für Großvögel (Weißstorch, Schwarzmilan, Graureiher, Mäusebussard).
  5. Das Wäldchen am Fort Biehler
  6. Flächen innerhalb des Deponiegeländes

Die Standorte der Biotope sind hier auf der Karte gezeigt (siehe Nummern):

In dem Gebiet hat die Feldlerche (Vogelart im „ungünstig-unzureichenden Erhaltungszustand“ – also bedroht) ein Brutvorkommen in einer Größenordnung von ca. 30 Revieren (aktuelle Erhebung von 2018).

Für das gesamte Gebiet gilt…

Es ist ein artenreiches Brutvogelhabitat; darunter rund 20 Brutvogelarten, die sich hessenweit im „ungünstigen Erhaltungszustand“ befinden. Teils sogar streng geschützt sind.

Ehemaliger Steinbruch Kalkofen? Ein Kleinod!

Hier gibt es viele Tier- und Pflanzenarten. Zum Ausklappen einfach klicken…
  • Streng geschützte sowie weitere besonders geschützte und/oder gefährdete Amphibienarten (v.a. Kreuzkröte, Wechselkröte, Kammmolch).
  • Streng geschützte Reptilien (Zauneidechse).
  • Hoher bis Sehr hoher Artenreichtum an Schmetterlingsarten, Heuschreckenarten und Libellenarten darunter verschiedene Arten der Roten Listen und der Vorwarnlisten.
  • Hoher Artenreichtum an Wildbienenarten, darunter verschiedene Arten der Roten Listen und der Vorwarnlisten. Wiederfund einer Art, die für Hessen bis dahin als ausgestorben galt.
  • Vorkommen gesetzlich geschützter Biotope (Röhrichte, Lehm- und Lösswände).
  • Die Mehrzahl der Erhebungen stammt aus dem Jahr 2011. Signifikante Veränderungen dürften sich in diesem weitgehend ungestörten Bereich nicht ergeben haben.

Und was ist mit dem Wäschbachtal?

Ein artenreicher Lebensraum. Lest hier…
  • Vorkommen bemerkenswerter Heuschreckenarten.
  • Vorkommen der streng geschützten Zauneidechse.
  • Vorkommen seltener Heuschrecken- und Tagfalterarten.
  • Ein Großteil der vorhandenen Freiflächen sind naturschutzrechtliche Ausgleichsflächen.
  • Die der Auswertung zugrunde liegenden Erhebungen stammen aus dem Jahr 2010. Durch die zwischenzeitlich erfolgte Weiterentwicklung und extensive Bewirtschaftung bzw. Pflege der Ausgleichsflächen ist damit zu rechnen, dass eine aktuelle Erhebung weitere planungsrelevante Artvorkommen erbringen wird.

Flächen beim ,Unteren Zwerchweg‘

Hier ist auch einiges los…
  • In einigen Teilbereichen ist mit Vorkommen streng geschützter Fledermausarten zu rechnen (bislang nicht untersucht).
  • Vorkommen streng geschützter Reptilien (Zauneidechse und Mauereidechse).
  • Vorkommen seltener Heuschrecken-, Schmetterlings- und Libellenarten.

In Anbetracht der differenzierten Landschafts- und Nutzungsstrukturen und den damit jeweils verbundenen Lebensstättenpotenzialen ist damit zu rechnen, dass Bereiche mit höherer Bedeutung für den Arten- und Naturschutz mit solchen wechseln, die weniger bedeutend sind. Die Datenbasis ist hier im Hinblick auf alle potenziell vorkommenden Arten und Artengruppen sowie auch im Hinblick auf die Flächendeckung der durchgeführten Untersuchungen als insgesamt unbefriedigend einzustufen.

Es gibt sogar ein Wäldchen…!

Zum Wädchen am Fort Biehler…
  • Die Waldflächen sind Wald im Sinne des Forstgesetzes und als Schutzwald ausgewiesen.
  • Teile der Flächen sind Naturdenkmal.
  • Im Bereich von Altbaumbestand zahlreiche Strukturmerkmale wie Baumhöhlen und abstehende Rindenplatten, die auch eine mehr oder weniger hohe Relevanz für streng geschützte Fledermausarten erwarten lassen (bislang nicht untersucht).
  • Detailuntersuchungen dürften Vorkommen weiterer seltener und/oder geschützter oder streng geschützter Arten erbringen; so z.B. auch im Bereich eingelagerter Freiflächen und Randsäume.

Und im Deponiegelände?

Viel mehr als man vermuten würde…
  • Vorkommen streng geschützter Reptilien (Zauneidechse).
  • Vorkommen streng geschützter Amphibien (Kreuzkröte) und weiterer geschützter Arten.
  • Vorkommen seltener und/oder bemerkenswerter Libellen- und Heuschreckenarten.
  • Vorkommen gesetzlich geschützter Biotope (Röhrichte).
  • Vorkommen seltener Pflanzenarten (u.a. hochgradig seltene Orchideenarten).
  • Die nicht als Betriebsfläche festgesetzten Teile des B-Plans Recyclinganlage sind als Biotopflächen festgesetzt und zum Teil auch artenschutzrechtliche Ausgleichsflächen.
  • Die jenseits der B-Plangrenzen anschließenden Flächen sind überwiegend Gehölzflächen; im Süden z.T. auch mit älterem Baumbestand.
  • Im älteren Baumbestand jenseits der Recyclinganlage ist neben den nachgewiesenen Brutvorkommen mit weiteren Vorkommen artenschutzrechtlich relevanter Brutvogelarten zu rechnen (bislang nicht flächendeckend intensiv untersucht).
  • Im älteren Baumbestand jenseits der Recyclinganlage ist aufgrund des vorhandenen Lebensstättenpotenzials in Form von Baumhöhlen und abstehenden Rindenplatten mit Lebensstätten von streng geschützten Fledermausarten zu rechnen (bislang nicht untersucht).
  • Die jenseits der Betriebsflächen der Recyclinganlage gelegenen Gehölzbestände sind zu wesentlichen Teilen Wald im Sinne des Waldgesetzes.
  • Der gesamte Bereich ist einer hohen Veränderungsdynamik unterworfen (durch Abbaubetrieb, Betriebsflächen und Rekultivierung), wodurch auch für spezialisierte Arten der Pionierstandorte immer wieder neue Lebensstätten entstehen.
  • Die nördlichen Teile sind als natur- und artenschutzrechtliche Ausgleichsflächen für eine in Planung befindliche Deponie-Erweiterung reserviert.